Eine Sirene ist in der griechischen Mythologie ein meist weibliches, in Darstellungen bisweilen bärtiges Mischwesen aus ursprünglich Mensch und Vogel, später auch Mensch und Fisch, das durch seinen betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt, um sie zu töten. Im Homers Mythos existierten zwei, von Plato wird jedoch von acht berichtet. Als Namen werden u.a. die folgenden angegeben: Aglaope („herrliche Stimme"), Himeropa („sanfte Stimme"), Leukosia („die Weiße"), Ligeia („die Helltönende"), Molpe („Lied"), Parthenope („Mädchenstimme"), Peisinoe („die Überredende"), Thelxiope („bezaubernde Stimme" oder Thelxinoe („den Geist Fesselnde") oder Thelxiepeia („Bezaubernde"). Homer erwähnte die Eltern der Sirenen nicht. Mehrere spätere Autoren führten den Flussgott Acheloos als Vater der Sirenen an, die er mit einer der neun Musen, entweder Melpomene oder Terpsichore oder Kalliope gezeugt habe. Außerdem werden Acheloos und Sterope als Eltern angegeben. Es gibt verschiedene Sagenfassungen, wie die Sirenen ihre Gestalt bekommen haben sollen: Sie sollen nach Ovid Gespielinnen der Göttin Proserpina (bzw. Persephone in der griechischen Mythologie) gewesen sein, als sie von Pluto (bzw. Hades) geraubt worden war. Weil sie Proserpina nicht fanden, ersuchten sie die Götter um die Verleihung von Flügeln, damit sie die Entführte auch auf dem Meer suchen könnten, woraufhin ihre Verwandlung durch deren Mutter Ceres (gr. Demeter) stattfand.
Laut Homer, der die älteste literarische Überlieferung der Sirenensage liefert, lockten die singenden Sirenen auf einer vermutlich im Tyrrhenischen Meer lokalisierten Insel wohnenden Sirenen Seefahrer nicht nur durch ihre bezaubernde Stimme an, sondern vor allem durch ihre Fähigkeit, alles auf Erden Geschehende zu wissen und offenbaren zu können. Folgten die Seeleute ihnen auf die Insel, waren sie verloren und starben. Es gelang sowohl Odysseus, dem listigen König Ithakas auf seiner Irrfahrt nach Ithaka, als auch Orpheus, dem berühmten griechischen Sänger und Dichter, an der Sirenen-Insel vorbeizusegeln, ohne ihrem betörenden Gesang zu erliegen. Was Odysseus’ vom Sirenenlied bezauberten Seegefährten betrifft, wird ihr genaues Schicksal in der Odyssee nicht angegeben. Odysseus wollte den Sirenen-Gesang aus Neugier dennoch hören. Er ließ auf den Rat der Zauberin Kirke hin seinen Gefährten die Ohren mit geschmolzenem Wachs verschließen und sich selbst an den Mast des Schiffes binden. So konnte er den Gesang der Sirenen zwar vernehmen, die ihm bei einem kurzen Besuch die Zukunft mitzuteilen versprachen, aber als er hingerissen folgen wollte, banden die Gefährten seine Seile wie vorher ausgemacht noch fester. Außer Hörweite gekommen, verlor der Zauber seine Wirkung. Als Argonauten entsprechend in die Nähe der Sirenen-Insel kamen, konnte Orpheus ihren Gesang mit seiner Leier übertönen...